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Fazit aus dem Coronaschuljahr

Ende dieses langen Schuljahres finde ich endlich Mal wieder Zeit und Kraft meine Gedanken aufzuschreiben. Viel ist passiert in den letzten Monaten, viele Eindrücke gilt es zu verarbeiten, viel Kraft nachzutanken, viele Pläne zu schmieden, viel Neues fortzuführen.

Die Corona Pandemie steckt gerade im Sommerloch und sammelt wahrscheinlich neue Kraft für den nächsten Winter.

Bis jetzt war es spannend, dabei gewesen zu sein. Klar, es hat mir Angst gemacht, hat viel Unsicherheit verbreitet, alte Strukturen gebrochen und Defizite gnadenlos aufgedeckt. Trotzdem wird es (hoffentlich) der Beginn eines Umbruchs sein, oder zumindest eines Aufbruches. Vielleicht wird er nur klein, wahrscheinlich von unten, aber spürbar sein. Man wird sich noch lange an diese Zeit erinnern und viel gelernt haben. Nicht alles wird langfristig angewendet und konsequent umgesetzt, aber wir sind ja auch keine Perfektionisten.

Am Ende werde ich sagen können: Ich war dabei und habe es nicht nur aus Erzählungen und dem Fernsehen mitbekommen. Später wird man davon erzählen und sagen, welche Auswirkungen es hatte. Ich habe es miterlebt, durchgestanden, bin nicht daran zugrunde, sondern gestärkt daraus hervor gegangen.

Für mich hat sich viel verändert:

  • Mein Unterricht hat große Fortschritte gemacht, sowohl methodisch als auch medial, pädagogisch und organisatorisch. Ich persönlich freue mich über diesen Lernzuwachs und bin froh, diesen Fortschritt gemeistert zu haben. Voller Bewunderung denke ich an die Kolleginnen und Kollegen, die sich unter Pandemiebedingungen in die Technik, Pädagogik und Didaktik einarbeiten mussten und nicht schon vorher gedanklich in der Digitalität verortet waren.
  • In vielen Bereichen war ich gezwungen schnell massiv zu lernen, zum Beispiel in der wertschätzenden Kommunikation mit den Eltern oder in der pädagogisch professionellen Begleitung der Kinder durch die Krise. Auch die Neubewertung und Priorisierung meiner eigenen Bedürfnisse, meiner Belastbarkeitsgrenze und dem Überschreiten derselben hat viel Energie und Frustrationstoleranz gefordert. Meinen Unterricht musste ich oft komplett neu planen, durchführen und medial aufbereiten. Gerade die Motivation meiner Schülerinnen und Schüler im Unterricht durch "distanzierte" Beziehungsarbeit, schöne gemeinsame Erlebnisse, abwechslungsreiche Methoden und Aufgaben, verlässliche Strukturen, uvm. erforderte viel Kreativität und Engagement.
  • Ich bin im Ganztag Betrieb angekommen. Im Team mit meinen beiden tollen Klassenerzieherinnen ergänzen wir uns super und genießen die Arbeit als multiprofessionelles Team.
  • Ich habe neben aller medialen Kritik viel Wertschätzung erfahren: von Eltern, KollegInnen, Schulleitung.

Ich freue mich darüber, dass ich die Chance bekommen habe, bald noch umfangreicher und ausführlicher von meinen Erfahrungen berichten zu können.

In manchen Teams hat es massiv geknirscht, aber diese Ausnahmesituation hat auch gezeigt, auf wen ich mich im Ernstfall verlassen kann. Welche KollegInnen werden zu Freunden? Wer ist auch unter Stress noch freundlich und hilfsbereit? Wer sucht sich Hilfe und ist bereit zu lernen?

Vielleicht bleibt etwas Positives zurück:

  • Ein bisschen mehr gegenseitige Wertschätzung zwischen Eltern, Kindern, Lehrkräften, Schulleitungen, Ämtern und Behörden.
  • Das Primat der Pädagogik vor dem Lehrplan. Lehrkräfte sind nicht nur Wissensvermittler, sondern vor allem Pädagoginnen und Pädagogen.
  • Neue Freundschaften sind entstanden, alte haben überlebt.

Für mich fühlt es sich an, wie nach einem anstrengenden Spendenlauf. Er fand unter widrigen Bedingungen für einen guten Zweck statt, war miserabel organisiert. Ich habe für mein Ziel (die Kinder möglichst wenig belastet durch die Zeit zu führen) alles gegeben. Ich habe viel Ermunterung und Inspiration erfahren und durfte selbst auch andere inspirieren und ermuntern. Jetzt bin ich total erschöpft, aber irgendwie auch glücklich, dass so vieles funktioniert und geholfen hat. Ich ruhe mich in den nächsten Wochen aus und sammle Kraft für die nächste Runde.

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