· 

Ein neues Schuljahr steht bevor...

Das neue Schuljahr steht bevor und ich bekomme voraussichtlich eine neue 3. Klasse, die aus mehreren jahrgangsgemischten Klassen gebildet wird. Die Kinder meiner neuen Klasse kennen Schule nur unter Coronabedingungen. Ich rechne also mit großen Herausforderungen, wie ich neben den fachlichen Themen auch sozial-emotionale Defizite aufholen und die Kinder zu einer Klassengemeinschaft zusammenbringen kann.

Da sich auch die bayrischen Sommerferien langsam dem Ende neigen, gleite ich sanft wieder in den Arbeitsmodus und plane allmählich immer konkreter das neue Schuljahr. Entsprechend den Herausforderungen, die auf mich warten, strukturiere ich meine Gedanken und plane meine Vorhaben.

 

Meine Vorhaben für das neue Schuljahr

Zunächst einmal gilt es den Status Quo zu erhalten. Ich werde also weiterhin Klassenlehrer, Systembetreuer und Referent sein. Schon allein in diesen Aufgabenbereichen warten genug alltägliche und spontane Herausforderungen. Als Referent will ich den Schwerpunkt meiner Fortbildungen auf die pädagogisch sinnvolle Nutzung der Lehrerdienstgeräte legen. Da schwirren schon viele (hoffentlich) spannende Themen in meinem Kopf herum und ich freue mich darauf, damit bald zu starten.

 

Im Bereich meiner persönlichen Weiterentwicklung hänge ich gerade sehr an meinen pädagogischen Kompetenzen. Ich sehe mich da zwar nicht mehr als Anfänger, aber durchaus noch mit Entwicklungspotential. So werde ich dieses Schuljahr hoffentlich zu einer Fortbildung zur Schulseelsorge zugelassen, für die ich mich schon mehrmals beworben habe. Außerdem setze ich mich weiterhin mit meiner pädagogischen Beziehungskompetenz auseinander. Zu dem Thema kommt voraussichtlich noch ein eigener Blogbeitrag.

 

Als Klassenlehrer ist mir Ende des letzten Schuljahres sehr bewusst geworden, dass eine Klassenführung innezuhaben bedeutet, Führungskraft zu sein. Leider kenne ich mich mit Führungstechniken, -stilen und -methoden nicht aus, weiß jedoch, dass es dazu unzählige Literatur für die und aus der Wirtschaft gibt. Die Sommerferien habe ich für ein kurzes Hineinschnuppern in dieses Thema genutzt. Hängen geblieben sind im wesentlichen 3 Punkte:

1. Zwischen der Klassenführung in der Grundschule und der Teamführung in einem mittelständischen Unternehmen gibt es zwar einige Parallelen, aber wenig Überschneidung. Deswegen konnte ich wenig aus meinem Exkurs mitnehmen, was aber ok ist, weil ich auch nur wenig Zeit und Geld investiert habe (2 Tage und 1€).

2. Verschiedene Führungsstile haben verschiedene Vor- und Nachteile. Vereinfacht gesagt bietet sich ein autoritärer Führungsstil dort an, wo verlässliche Routinearbeiten erledigt werden müssen oder Mitarbeiter:innen unselbstständig sind. Ein kooperativer Führungsstil fördert hingegen die Motivation und kreative Entfaltung der Mitarbeiter:innen. Da im Unterricht manchmal routiniert geübt werden muss und die Kinder sich manchmal kreativ und motiviert entfalten sollen, ist ein kluger Wechsel zwischen den Stilen nötig. Das will ich ausprobieren.

3. Bei den Führungstechniken wurde das Mitarbeitergespräch genannt, in dem sich Führungskraft und Mitarbeiter:in in regelmäßigen Abständen austauschen, Ziele vereinbaren und evaluieren. Vielleicht schaffe ich es, auch mit den Kindern meiner Klasse regelmäßiger zu sprechen, sie zu fragen wie es ihnen geht, was sie freut oder belastet, welche Ziele sie haben und ob sie diese erreicht haben. Das müssen keine langen, hochoffiziellen Gespräche sein, aber vielleicht helfen sie bei der Führung und zur Erreichung individueller Lern- und Entwicklungsziele.

 

Meinen Unterricht will ich an zwei Stellen nachjustieren. Zum einen will ich ihn projektorientierter gestalten, weil Projekte bei den Kindern sehr im Gedächtnis hängen bleiben und so schön aktivierend und motivierend sind. Wie ich das genau umsetzen werde, weiß ich noch nicht. Ich werde einfach ausprobieren und schauen, was mir liegt und sich als sinnvoll und machbar erweist.

Daneben will ich meine Tagesstruktur anpassen um die offenen Lernzeiten (OLI) besser zu nutzen. Es wird einen Projekt-OLI geben, während dem eine Klassenerzieherin anwesend ist und in dem sich die Kinder selbstgewählten kreativen Projekten widmen. Später am Tag gibt es einen Übungs-OLI, in dem die Kinder selbstgewählte Übungsaufgaben bearbeiten und in dem ich Kinder gezielt einzeln oder in Kleingruppen fördern kann.

Der wachsende Lehrkräftemangel wird sich auch in den nächsten Schuljahren stark darin zeigen, dass Differenzierungs- und Förderstunden entfallen. Ich muss also Strukturen und Abläufe finden, wie ich die mir zur Verfügung stehenden (zu) knappen Ressourcen optimal einsetzen kann.

 

Auch im erzieherischen Bereich möchte ich Neues ausprobieren. Ich werde zusammen mit zwei Kolleg:innen Anfang November voraussichtlich ins Schullandheim fahren. Das ist für mich das erste Mal, dass ich das mache. Dementsprechend habe ich keine Ahnung was da auf mich zukommt und hoffe sehr, dass es gut läuft und es hilft die Klassengemeinschaft zu fördern.

Weiterhin habe ich im Bereich Klassenregeln, Klassenklima und Konfliktlösungsstrategien ein paar Ideen, die bis jetzt noch nicht spruchreif sind und von denen viele wahrscheinlich irgendwie schief gehen werden. Ich will sie trotzdem ausprobieren, weil ich denke, dass sie sich irgendwie doch als sinnvoll und gut erweisen könnten. Soweit so unkonkret.

Etwas konkreter sind meine Gedanken in einem anderen, wichtigen Aspekt. Da die Kinder meiner neuen Klasse aus mehreren FleGS-Klassen kommen, ist es wichtig, dass sie sich kennenlernen und neue Freundschaften schließen. Doch wie findet man eigentlich Freunde und wie entstehen Freundschaften? Dazu habe ich vor kurzem dieses schöne Video auf YouTube gesehen, was genau das Thema behandelt und mir wertvolle Impulse für meine Arbeit gibt. Hängen geblieben sind im Wesentlichen zwei Punkte (ganz knapp umrissen):

1. Freundschaften entstehen dadurch, dass man viel Zeit miteinander verbringt und gemeinsame Interessen und Gesprächsthemen teilt. Da die Kinder in der Schule zwangsläufig viel Zeit miteinander verbringen haben sie gute Ausgangsbedingungen. Ich sehe meine Aufgabe darin, Kinder mit gemeinsamen Interessen zusammen zu bringen, damit ein Kontakt, eine Begegnung , ein Austausch, eine Freundschaft entstehen kann. Dafür plane ich Spiele, Raum und Zeit ein.

2. Freundschaften leben durch sich kümmern und sich mitteilen. Also nachzufragen, interessiert zu sein, zuzuhören einerseits und andererseits mitteilen, Persönliches erzählen, offen sein. Auch dafür plane ich Spiele, Raum und Zeit ein.

 

 

Insgesamt blicke ich mit gemischten Gefühlen auf das neue Schuljahr und meine neue Klasse. Ich sehe große Herausforderungen, manch Neues und viele Aufgaben. Aber ich freue mich auch auf die Kinder und die Zeit mit ihnen. Ich freue mich darauf, meine Ideen anzugehen, Neues auszuprobieren und die Herausforderungen zu meistern. Mein Problem ist, dass ich alles immer besonders gut machen will. Aber so langsam komme ich dahinter, dass es oft auch einfach reicht es zu machen und dann zu sehen, dass es gut war.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0