In den letzten Wochen habe ich eine neue, spannende Sequenz mit meiner Klasse durchgeführt, die für mich in der Form und in dem Umfang neu war. Thematisch ging es um das Vorbereiten, Erstellen und Halten eines Tierreferates. An sich ist das weder was Neues, noch was Spektakuläres. Aber diesmal wollte ich es "richtig" und "besser" machen und mit meiner Medienkompetenz die Medienkompetenz der Kinder fördern. Deswegen habe ich da viel reingepackt - und das hat richtig Spaß gemacht.
Die Kinder sollten am Anfang ein Tier und ein Partnerkind für ihr Referat wählen. Das hat ganz gut gepasst, Partner:in und Tier waren schnell gefunden. Dabei wurden aber auch gleich die ersten kritischen Stimmen laut, die lieber allein oder zu Dritt arbeiten wollten, oder ihr Referat statt über ein Tier über ein anderes Thema halten wollten. Da es das erste gemeinsame Referat ist, bestand ich auf meine engere Führung um die Grundlage für zukünftige Referate zu legen.
Anschließend haben wir gesammelt, was inhaltlich im Referat erzählt werden soll. Die Kinder hatten viele sinnvolle Ideen - Name, Alter, Größe, Aussehen, Lebensraum, Verhalten, Nahrung, Nachwuchs, Besonderheiten, ... Diese Oberbegriffe habe ich dann auf Karteikarten vorbereitet. Diese Karteikarten dienten dann der strukturierten Informationssuche und als Spickzettel für das Referat. Blankokarteikarten für schnelle und wissbegierige Kinder lagen zur Ergänzung bereit.
Dann ging es an die Informationssuche. Ich habe meiner Klasse in Ruhe den Safari-Browser auf dem iPad gezeigt, Adresszeile und Kindersuchmaschinen (www.fragfinn.de und www.blinde-kuh.de) vorgestellt. Ich habe ihnen erklärt, wie sie Suchbegriffe eingeben, die passenden Suchergebnisse finden und Links folgen. Wir haben besprochen, wie sie aus den Texten gezielt die relevanten Informationen entnehmen und diese auf ihre Karteikarten schreiben können.
Die detaillierte Erklärung von Browser und Suchmaschinen, sowie die ruhige Einführung in Suchstrategien hat sich als sehr sinnvoll erwiesen. In der Folge arbeiteten die Kinder lange Zeit sehr ruhig, konzentriert und zielgerichtet. Sie kamen dank der vorbereiteten Karteikarten oftmals zügig mit ihrer Recherche voran. Teams, die schnell fertig waren, haben mit Hilfe der Blankokarteikarten weitere Informationen gesammelt und so ihr Referat inhaltlich ergänzt.
Für schwache Kinder hatte ich Zeit, ihnen besonders zu helfen. Manchmal mit zusätzlichen Hinweisen, Bedienungshilfen des iPads oder angepassten Aufgabenstellungen.
Manche Teams haben schnell festgestellt, dass man nicht zu jedem Tier alle Informationen bei den Kindersuchmaschinen findet. Das Kinderlexikon Klexikon finde ich echt toll, aber etwas ungewöhnlichere Tiere sind dort nicht erklärt. Dafür habe ich dann stellenweise noch eine Standardsuchmaschine gezeigt.
Nach 3-4 Unterrichtsstunden war die Recherche abgeschlossen. Nicht jede Gruppe hat alle Informationen gefunden - teils krankheitsbedingt, teils leistungsbedingt, teils recherchebedingt. Andere Teams haben viel mehr Informationen gesammelt, als ich erwartet und erhofft habe.
Nach Abschluss der Recherche habe ich den Kindern die App BookCreator gezeigt. Eine Stunde lang durften die Kinder dann die App erkunden, sich Funktionen und Möglichkeiten spielerisch erschließen.
In den Folgestunden mussten sie dann eine Präsentation erstellen. Der Deckseite mit ihren Namen, dem Tiernamen und einem Bild sollten mehrere Seiten mit Bildern folgen, je eine pro Karteikarte. Erst später durften sie dann die Bilderseiten mit wenigen Stichpunkten anreichern. Mit diesem restriktiven Vorgehen wollte ich vermeiden, dass die Seiten zu textlastig werden und die Präsentation wenig ansprechend wird.
Am Schluss der Präsentation folgt eine individuell gestaltete Seite mit Quellenangaben.
Als Hauptsuchmaschine für Bilder habe ich meiner Klasse die Seite www.find-das-bild.de gezeigt. Auch dort habe ich ihnen wieder erklärt, welche Suchbegriffe sie eingeben müssen und wie sie (die vielen) unpassenden Bilder aussortieren (z.B. Löwenzahn statt Löwe).
Der anschließende (relativ umständliche) Workflow mit Bild herunterladen, in Fotos sichern, in BookCreator einfügen und dort Größe und Position anpassen hat dann doch länger gedauert als erwartet. Bis jeder Schritt verstanden und gemerkt wurde, waren viele Erklärungen und Hilfen nötig. Bei jedem Bild habe ich verlangt, dass die Kinder die Bildquelle direkt darunter schreiben, was sie auch zuverlässig getan haben.
Auch hier hat sich wieder die Krux der Kindersuchmaschinen gezeigt, dass man zwar schöne, intuitive und übersichtliche Webseiten hat, Umfang und Qualität der Suchergebnisse aber leider oft zu wünschen übrig lassen. Das Ausweichen auf Standardsuchmaschinen war an dieser Stelle für fast alle Teams unumgänglich.
Dann ging es auf die Zielgerade. Die Kinder hatten nun Zeit ihre Präsentationen fertigzustellen und ihre Referate zu üben. Leider waren zu diesem Zeitpunkt bei einigen Gruppen die Karteikarten (zum wiederholten Male) verloren gegangen. Das hat das ganze Referat sehr erschwert und das Üben verhindert.
Mein Plan, dass die Kinder sich selbst beim Referat halten filmen um sich anschließend anschauen und ihr Auftreten reflektieren zu können, hat nicht so ganz funktioniert. Es hat sich als wenig ergiebig herausgestellt. Vielleicht lag es nur daran, dass kurz vor den Ferien die Luft raus war. Sinnvoll finde ich immer noch, dass die Kinder ihr Referat vorher üben, wie genau ich es das nächste Mal machen, muss ich mir noch überlegen.
Kurz bevor wir mit den Referaten beginnen konnten, in der letzten Übungsstunde, gab es noch ein kleines Desaster. Einige Präsentationen der Kinder waren zerstört - Bilder gelöscht, Beleidigungen eingefügt, Seiten gelöscht. Ein großer Schock für mich und die betroffenen Kinder. Wie sich herausgestellt hat, haben sich andere Kinder einen gedankenlosen Spaß erlaubt. Zum Glück war der Schaden an den Präsentationen schnell repariert, diesen Stress und negative Erfahrung hätte ich den Kindern gerne erspart.
Als Folge habe ich dann die Termine für die Referate flexibler verteilt, aber dann konnte es endlich losgehen.
Innerhalb einer Woche haben dann alle Teams ihr Referat vor der Klasse gehalten. Einige Kinder waren sehr aufgeregt, andere fühlten sich wohl vor der Klasse. Da es ihr erstes Referat war, trat die Persönlichkeit der Kinder stark zutage. Insgesamt ging alles glatt, jede Gruppe konnte ihr Referat termingerecht halten.
Die Klasse war währenddessen ein geduldiges und aufmerksames Publikum, was nicht mit mutmachendem und wertschätzendem Applaus gespart hat. Auch die anschließende Rückmeldung war immer positiv formuliert und mit konstruktiven Tipps ergänzt.
Bei der Bewertung habe ich versucht, nicht nur das fertige Referat zu bewerten, sondern auch den Entstehungsprozess mit einzubeziehen. Dafür habe ich mir schon während der Sequenz Notizen gemacht, welche Kinder sehr aktiv gearbeitet haben und wer sich kaum an der Recherche- und Präsentationsarbeit beteiligt hat. Auch haben einige Teams in ihrer Freizeit für das Referat geübt, was sich am Ende deutlich in der Qualität des Vortrages gezeigt hat.
Mein Fazit der Sequenz:
Es hat richtig Spaß gemacht! Ich habe den Kindern vieles erklärt, was mir wichtig ist. Die Kinder haben viel gelernt und sehr zielstrebig gearbeitet. Sie hatten großen Spaß daran, an diesem Projekt zu arbeiten. Es war ein guter Einstieg in einen zunehmend offenen, interessengeleiteten und projektorientierten Unterricht in dieser Klasse.
Einige Punkte sind mir jedoch als verbesserungswürdig aufgefallen:
- Beim nächsten Mal werden die Kinder die recherchierten Informationen zunächst in einer Notiz-App auf dem iPad sammeln und erst gegen Ende werden sie für das Referat ausgedruckt.
- Die Referate waren teilweise sehr kurz, manche haben kaum 2 Minuten gedauert. Das nächste Referat darf deutlich umfangreicher und informativer werden.
- Nicht immer haben beide Kinder gesprochen. Das wird das nächste Mal Pflicht.
- Die Präsentationen waren teilweise zu lang. Manche Teams hatten über 20 Folien mit jeweils mehreren Bildern. Die haben sie dann ohne etwas dazu zu sagen im Schnelldurchlauf gezeigt.
- Die Präsentationen werden beim nächsten Mal weiterentwickelt: Es wird eine Folie mit Quellenangaben für Texte und Bilder am Schluss geben. Auf den Folien darf etwas mehr Text stehen (Überschrift und 2-3 Stichpunkte).
- Schlussendlich sollen auch die Vorträge noch interessanter und ansprechender gestaltet werden. Dafür können die Kinder was thematisch passendes mitbringen zum zeigen oder rumgeben.
Als kleines Schmankerl habe ich das Referat mit einer Musik-Sequenz verknüpft. Nachdem ich in meiner Klasse in den letzten Wochen verschiedene Instrumentenfamilien besprochen habe, wollte ich eigentlich mit Werkhören anknüpfen. "Peter und der Wolf" oder "Der Karneval der Tiere" eignen sich ja sehr gut, um zu erleben, wie mit Musik Geschichten erzählt werden können. Da aber jeweils die Hälfte der Klasse das eine bzw. das andere Stück schon kannten, entschied ich mich fürs Komponieren.
Mit der App Garageband auf den iPads sollten die Kinder verschiedene Instrumente digital ausprobieren und dann eine Musik zu ihrem Tier erfinden. Das hat sie natürlich am Anfang schwer überfordert. Aber mit der Zeit haben wir viel ausprobiert und Ideen erarbeitet, wie wir das Tier charakterisieren oder mit der Musik von dem Tier erzählen können: der Löwe brüllt, der Tiger schleicht, der Schmetterling fliegt von Blüte zu Blüte, die Eidechse huscht durchs Gras, uvm.
Die Kinder hatten viel Spaß am komponieren und entwickelten im Laufe der Zeit immer mehr tolle Ideen zu ihrem Tier, die sie dann nach ein paar Stunden stolz der Klasse präsentieren konnten.
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